„Dort soll es schön sein …“

Im Moment sind ja Dokumentationen über Auswanderer total in. Gerade läuft auch wieder eine Dokumentation, bei der eine verheiratete Frau sich Kind (im Grundschulalter) und Hund schnappt, um nach Norwegen auszuwandern. Interessante Aspekte:

  • Sie spricht kein (!) Norwegisch
  • Sie will nach Bergen auswandern, weil sie gehört (!!) hat, dass man dort Altenpfleger suchen würde, was der Beruf ist, den sie erlernt hat
  • Sie spricht kaum (!) Englisch
  • Sie hat kein genaues Ziel, hat in Bergen keinen Ansprechpartner, geschweige denn Startkapital, eine feste Bleibe oder sonst etwas in der Art
  • Sie fuhr los, offenbar ohne sich über ziemlich grundlegende Dinge zu informieren, so dass sie einerseits völlig überrascht war von der Tatsache, dass es in Norwegen gebührenpflichtige Autobahnen gibt – geschweige denn, dass sie vor der Abreise Geld in norwegische Kronen zu tauschen
  • Als Übernachtungsmöglichkeit für die ersten Tage oder Wochen (!), also bis sie einen Job hat, um sich eine Wohnung zu leisten (!), hat sie aus Deutschland einen Klapp-Wohnanhänger (ex-DDR Klappfix) mitgebracht – und offenbar noch nicht einmal geübt, das Ding aufzubauen, da sie bereits beim ersten Aufbauversuch nahezu verzweifelt.

Es geht dann weiter damit, dass ihr bei der Arbeitsvermittlung offenbart wird, dass sie, ohne Norwegisch sprechen zu können, keine Aussicht auf einen einigermaßen qualifizierten Job hat (Welch Überraschung!) und auch von der Tatsache, dass das Mieten von Wohnungen in Norwegen eher die Ausnahme ist, war sie sichtlich überrascht. Als sie mit dem Anhänger eine Reifenpanne hat, regt sie sich über die Verkäufer dieses Anhängers auf (es stellt sich heraus, dass die Reifen porös waren)…
Ein deutscher Arbeitsvermittler empahl ihr, es auf den Lofoten zu versuchen, sodass sie nochmal mehrere hundert Kilometer weiter gefahren ist, um dort eine Arbeitsstelle als Aushilfe annimmt – und eine Holzhütte streicht.

Ich habe mir ja auch schonmal ein paar Gedanken über das Auswandern gemacht – so allgemein, und ich habe auch Kontakt zu Jemandem, der auswandern wollte und nach einem Jahr dann wieder zurückgekommen ist. Ich habe für mich entschieden, dass ich, wenn ich auswandern wollen würde, das nur tun würde, wenn ich entsprechende Sicherheiten habe (bereits festen Job vor Ort, Beschäftigungsmöglichkeiten oder etwas Vergleichbares). OK, es mag Menschen geben, die da abenteuerlustiger sind, aber so völlig ins Blaue, und dann auch noch, ohne wenigstens ansatzweise die Sprache des betreffenden Landes zu sprechen? Das kann nur mit viel viel Glück klappen. Und richtig: die meisten dieser Dokumentationen enden damit, dass man nach x Wochen dann doch wieder nach Deutschland zurückkehrt – so auch hier.

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