(elektronische) Musik

Wenn man sich kennen lernt, taucht früher oder später gerne mal die Frage „Was für Musik hörst du?“ auf. Nun, bei mir ist das garnicht so einfach, mein Musikgeschmack ist recht breit gefächert, von Red Hot Chili Peppers bis „The Cranberries“, über The Cure bishin zu Grönemeyer gibt es Vieles, das ich gerne höre. Dennoch sträube ich mich vor der Aussage „querbeet“ oder „alles“, da es doch noch reichlich Zeug gibt, das mir so ganz und garnicht gefällt 🙂

Neben einer Leidenschaft für die Popmusik der 80er hege ich aber noch eine Leidenschaft für eine andere Richtung: „elektronische Musik“.
Schnell kommt man mit dieser Genre-Bezeichnung aber in die Ecke von House, Techno, Industrial und Co, was mir nun mal so garnicht liegt.
Nein, ich bevorzuge da eine Richtung, die nicht zwingend „tanzbar“ ist und ihre Wurzeln direkt in den Anfangstagen der elektronischen Klangerzeugung hat.
In der letzten Zeit höre ich wieder mehr von Tangerine Dream und Jean Michel Jarre – zwei Interpreten, die im Allgemeinen namentlich so kaum bekannt sein dürften.
Noch am ehesten aus dieser Ecke bekannt sein dürften Kraftwerk, die mit dem einen oder anderen Stück auch Charterfolge hatten, wie zum Beispiel mit „Das Model“:

Ich habe den Eindruck, dass heute viel Musik stark von Songstrukturen geprägt ist: 3-5 Minuten Spieldauer, ein bisschen Schlagzeug, ein bisschen Percussion, ein bisschen Bass, eine Leadstimme und die klassische Popmusik-Liedform (Strophe-Refrain-Strophe-Refrain, ggf. noch Intro und / oder Bridge).
Eine andere Stilrichtung wird in der elektronischen Musik verfolgt, die „Berliner Schule“.
Was mir an den Komponisten bzw. der Musik aus deren früherer Zeit gefällt: die Musik ist pur, unverfälscht, Effekte werden zwar eingesetzt, aber nur mit Bedacht; die Musik klingt und ist größtenteils noch „handgemacht“, man hat nicht das Gefühl, das alles völlig aus der Dose kommt. Die Stücke sind in sich zwar vielschichtig, aber nicht so komplex, dass es unmöglich ist, sie live aufzuführen.
Und, was ich sehr sehr schön finde: man nimmt sich Zeit.
Zum Beispiel das Album „Tangram“ von Tangerine Dream: es besteht aus zwei Stücken von je 20 Minuten Länge. Aus einzelnen Noten und Sequenzerfolgen entstehen Motive, die sie nach und nach ein Thema ergeben. Gerade „Tangram“ finde ich sehr entspannend und es lädt dazu ein, es sich vor der Stereoanlage gemütlich zu machen und es zu genießen.

Technisch noch sehr beeindruckend hat Jean Michel Jarre mehrere Stcke aufgeführt. In der Anfangszeit der Synthesizer waren diese Geräte nicht sehr leistungsfähig.
Obwohl man es vielleicht anders erwarten würde: „Synthesizer“ hat prinzipiell erstmal sehr wenig mit „Computer“ oder „digital“ zu tun. Seit man von „Synthesizer“ spricht, was vielleicht so Ende der 60er / Anfang der 70er Jahre anzusiedeln ist, waren die Geräte komplett mit analoger Technik aufgebaut.
Man will es kaum glauben, aber die Synthesizer dieser Tage konnten (und mussten) gestimmt werden! Noch viel aufwändiger als bei anderen Instrumenten veränderte sich die Stimmung schon, sobald sich die Umgebungsbedingungen wie z. B. die Temperatur änderten. Das bedeutet allein schon: nach dem Einschalten stimmt man das Gerät, und mit der Zeit, wenn alle Bauteile ihre Betriebstemperatur erreichen, ist das Gerät schon wieder verstimmt.
Oft waren die Geräte aufwändig einzustellen und es gab noch keine Vernetzungsmöglichkeiten wie MIDI. Das bedeutet, dass es quasi unmöglich war, verschiedenartige Synthesizer in irgendeiner Form zu koppeln, um zum Beispiel den Rhythmus eines Liedes aus 3 verschiedenen Geräten erzeugen zu lassen.
Von Speichermögllichkeiten war ebenso keine Rede: jeder Synthesizer konnte genau eine Klangfarbe abgeben, die das Ergebnis einer ganz bestimmtne Einstellung aller Knöpfe am Gerät war. Wollte man, nachdem man mal alles verstellt hatte, wieder genau den einen Ton haben, musste man genau im Kopf haben, wie welcher Regler eingestellt werden muss.

Zum 30-jährigen Jubiläum der Veröffentlichung seines Werks „Oxygene“ hat Jean-Michel Jarre das Werk mit dem Originalequipment aufgeführt.

Allein aus technischer Sicht ist das unheimlich spannend, ich finde, „Oxygene Part II“ lädt zum andächtigen Beiwohnen an:

Sehr beeindruckend finde ich Tangerine Dreams „Poland“, hier hört man deutlich, dass sich die FM-Synthese so langsam ihren Weg in die Klänge bahnt – und nicht zuletzt ein schönes Klangspektakel von 30 Minuten Dauer und ein paar typische Accessoires der 80er Jahre 🙂Wer etwas mehr über die „Dampftechnik“ der Synthesizer informieren möchte: hier erklärt Jean Michel Jarre selbst, welche Instrumente er vor 30 Jahren für sein „Oxygene“-Album einsetzte:

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