Über den Mangel an hochwertigen Arbeitsgeräten

Ich habe da vor einigen Jahren mal das Buch „Wie ich die Dinge geregelt kriege“ von David Allen gelesen. Es ist vermutlich eines der Werke, das größere Berühmtheit erlangt hat und Teil einer ganzen Welle von Selbstmanagement-Techniken Mitte der 2000er war. Die Technik wurde noch komplett papierbasiert vorgestellt. Eine Empfehlung, die mir besonders in Erinnerung geblieben ist, ist die, sich einen vernünftigen, hochwertigen Stift zu kaufen. Warum? Einerseits, weil man dann mehr Spaß daran hat, ihn zu nutzen, und andererseits, wenn man einen gewissen Wert mit dem Stift verbindet, gibt man ihn auch nicht so schnell aus der Hand.

Damit verbunden fällt mir immer wieder auf, dass man Kugelschreiber, z. B. beim unterschreiben, o.ä., gerne mal „weg gibt“ und nicht zurück bekommt. Oder, dass, wenn man einen benötigt, das Werbegeschenk, das man irgendwo herholt, nicht vernünftig schreibt. Ich habe mir daher mal ein paar wenige, gute Schreibgeräte gekauft, und kann das voll und ganz nachvollziehen: sie schreiben zuverlässiger, ich brauchte mir nur ein mal eine Form auszusuchen, mit der ich gut zurecht komme, und ich achte darauf, die Stifte auch zurück zu fordern, wenn ich sie aus der Hand gegeben habe.

Nun ist der Kugelschreiber freilich nicht mehr Nummer 1 unter den „Schreibgeräten“ im Arbeitsalltag, sehr viel wird mit dem Computer abgearbeitet. Auch wenn es hier in den letzten Jahren einen Trend dahin gehend gibt, dass man mit den Fingern auf eine Glasplatte hämmert (das ist dann noch ein Thema für sich): der Großteil der „Computerarbeiter“ hat Maus und Tastatur auf dem Schreibtisch.

Ich selbst arbeite auch viel am Computer, insbesondere beruflich. Was liegt also näher, als sich hier ebenfalls mit hochwertigen Arbeitsgeräten auszustatten? Doch leider ist das praktisch kaum möglich. Zunächst einmal sehe ich sehr wenig Anwendungsfälle, wo die Verwendung einer kabellosen Maus/Tastatur geboten ist, bei einer klassischen Bürosituation eigentlich garnicht. Zudem erkaufe ich mir die Freiheit immer mit Problemen: leer werdenden Akkus / Batterien und Funkstörungen.

Womit arbeiten also die Profis, also Menschen in Arztpraxen, Krankenhäusern, Versicherungen, Werkstätten, Behörden, etc., also Menschen, die mehr oder minder den ganzen Tag mit dieser Peripherie arbeiten?

Ich habe da bei diversen Besuchen mal drauf geachtet. Das erschütternde Resultat: auch hier gibt es den „Werbegeschenk-Effekt“: Bei eigentlich allen großen PC-Herstellern, insbesondere Dell, HP und Fujitsu, bekommt man Maus und Tastatur quasi ungefragt zum Rechner dazu. Das aber immer in einer unterdurchschnittlichen Qualität, und genau das wird bei diesen Rechnern eingesetzt.

Die Mäuse sind durchweg aus dünnem Material hergestellt, die Tasten reagieren sehr weich, sie sind leicht, gleiten aber schlecht und die Gleituntersätze nutzen sich schnell ab oder die Maus verliert sie direkt.

Tastaturen ist allen gemein, dass sie generell einen klapprigen Gesamteindruck vermitteln, die Aufstellfüße instabil sind, und natürlich nutzen die Tastaturen „Rubberdome“-Mechaniken für die Schalter, die mal eingeführt worden sind, um Herstellungskosten zu sparen.

Ich habe folglich mal auf dem Markt recherchiert, mit dem betrüblichen Ergebnis (anders lautende Hinweise nehme ich gern entgegen!), dass es für den klassischen Bürobereich fast keine Produkte am Markt gibt.

Der einzige Hersteller im Bereich Tastaturen ist Cherry, der allerdings auch viel Auswahl bietet, allerdings auch viele billige Modelle im Programm hat. Darüber hinaus gibt kaum etwas, insbesondere die großen PC-Hersteller haben keine hochwertigen Modelle im Angebot.

Bei Mäusen sieht es ähnlich aus. Hier hat sich die Industrie sehr auf kabellose Geräte eingeschossen und selbst da gibt es das „Brot-und-Butter“-Gerät eigentlich nicht mehr. Was mir hier auffällt: „normale“ Mäuse ohne großartige Zusatzfunktionen oder Ausrichtung auf eine spezielle Branche (dazu komme ich später) sind aus irgendeinem Grund immer kleiner als andere Produkte. Logitech, dessen über viele Jahre zufriedener Kunde ich bin, hat vor vielen Jahren mal ein Grunddesign vorgestellt, das ich (und, betrachtet man die lange Herstellungszeit, wohl auch viele andere) sehr überzeugend fand: Die Pilot Mouse. Die hat mal ein Scrollrad erhalten (Pilot Wheel Mouse) und in leichten Abwandlungen viele Jahre überdauert, bis sie mal zur „RX250“ umbenannt und dann sang- und klanglos eingestellt wurde.

Heutzutage gibt es jedoch eine Domäne von Computernutzern, die offenbar für mehr Absatz sorgen kann und an hochwertigen Produkten interessiert ist: sog. Gamer. Eigenschaften, die in hochwertige Eingabegeräten auch für Büroarbeiter verfügbar sein sollten (mechanische Schalter in Tastaturen, angenehm groß gefertigte Mäuse mit langlebigen Gleitern) gibt es dort. So habe ich persönlich mich zuletzt in diesem Markt bedient und mir z. B. eine Logitech G203-Maus gekauft, aber typischerweise wird in diesem Markt dann noch auf andere Kundenwünsche der Gamer eingegangen, die für den Büroalltag wohl wenig Relevanz haben dürften, wie zum Beispiel LED-Beleuchtungen mit Effekten, farblich hervorgehobene WASD-Tasten usw.

Leider muss ich auch feststellen, dass auf dem Tastaturmarkt die Cherry MX-Schalter eine große Dominanz haben. Die sind sicherlich gut und insbesondere besser als alles was Rubberdome heißt, aber bleiben doch stark hinter der Qualität zurück, die man Ende der 1980er/Anfang der 1990er kaufen konnte.

Der kanadische Hersteller Matias:

http://matias.ca/switches/quiet/

fertigt Schalter, die ich für die beste Symbiose aus taktilem Feedback und Geräuschpegel halte: eine Art Nachfolger des ebenfalls nicht mehr gefertigten ALPS-Schalters wie er in Apples legendärem „Extended Keyboard II“ zum Einsatz kommt.

Ich finde es schade, dass so viele Menschen quasi dazu gezwungen werden, ihr tägliches Arbeitsgerät, den PC, mit unnötig minderwertigen Eingabegeräten zu bedienen. Ob es hier noch zu einer Wende kommt? Wünschenswert wäre es jedenfalls, denn Geräte mit denen man besser (und langlebiger) arbeiten kann, wären jedenfalls möglich.

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