Es war mal wieder soweit: ich bekam den Auftrag, einen PC neu aufzusetzen. Betriebssystem ist Windows – was sonst. Wer mich kennt, weiß, dass ich kein Freund von Windows bin – unter Anderem auch, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass Windows-Systeme mit der Zeit instabil werden und man sie dann und wann mal neu aufsetzen muss.
Klar, man könnte jetzt über alternative Betriebssysteme, etc. nachdenken, aber das Problem bei dem System im Speziellen ist, dass es im Produktiveinsatz ist – und zwar mit schlechter externer Spezial-Hardware und dazu passender schlechter Spezialsoftware, die nicht einmal auf originären Windows-Systemen immer fehlerfrei läuft. Es handelt sich bei dem Rechner um ein Desktop-System von Acer, nicht allzu alt (Celeron mit ~ 2.4 GHz).
Also musste das vorhandene Windows XP neu installiert werden. Ein Blick in die vorhandenen CDs ließ mich freuen: ich fand eine Recovery-DVD, selbstgebrannt (also offenbar von der Festplatte gebrannt). Diese Neuinstallation sollte also entspannt und einfach von statten gehen – DACHTE ich zumindest.
In weiser Voraussicht habe ich alle wichtigen Daten auf einer zweiten Festplatte gespeichert und diese – um wirklich ganz sicher zu gehen – vor Neustart mit der Recovery-DVD – abgezogen.
Also DVD rein und los – und direkt eine herbe Enttäuschung über die doch recht krüppelige Technik, mit der diese DVD realisiert wurde: mittels des Windows 98-Bootloaders wird zunächst ein Image einer 1.44 MB-Diskette geladen, eine Ramdisk erzeugt, diese noch befüllt und dann eine durch Acer lizenzierte Version von Norton Ghost gestartet, die ein Image auf die Festplatte kopiert. Ich wurde vorher noch gefragt, ob die Wiederherstellung wirklich durgeführt werden soll und dass dann alle Daten auf der Festplatte gelöscht werden. Ich hatte ja die leichte Befürchtung, es handele sich bei der DVD um ein Programm, dass versucht, an der noch existierenden Windows-Installation herumzureparieren. Dem war dann aber offenbar nicht so. Die nächste Enttäuschung folgte jedoch direkt: die „Recoverierung“ fand auf einem FAT32-Volume statt – schade! Wo es NTFS doch erst seit etwa Mitte der 90er gibt und FAT32 ja mindestens vorzuziehen ist…
Nach dem Neustart dann wollte ich direkt mit den geliebten Windows-Updates weitermachen, als ich dann voller Verwunderung feststellte, dass nun zwei Festplatten angezeigt wurden. Ein Blick zeigte, dass die Recovery-DVD aus der einen 80 GB-Partition eine kleine (etwa 3 oder 4 GB) und eine große (der Rest) gemacht hat. Auf die KLEINE Partition wurde das neue System installiert, und die GROßE Partition enthielt die alte Windows-Installation ?! Die kleine Partition war damit dann direkt auch so klein, dass sich Windows direkt nach dem ersten Neustart mit der „Kein Platz auf (C:)“-Warnung meldete. 🙁
Hin- und herüberlegt und probiert blieb mir keine andere Möglichkeit, als es nochmal zu versuchen; ich löschte die große Partition und ließ die DVD nochmal drüberlaufen (und wieder fast 30 Minuten warten) – mit dem Ergebnis, dass nun keine Windows-Installation „gerettet“ wurde, aber immer noch diese sinnlose Partitionierung vorhanden war.
Was nun? Die DVD bietet offenbar keinerlei Auswahmöglichkeiten (von „Systemwiederherstellung“ und „Programm beenden“ abgesehen), sodass mir nur eine Möglichkeit blieb: ich kramte eine Knoppix-CD aus einer Schublade und wollte mit qtparted die Partition vergrößern. Das ging aber (durch eine unverständliche Fehlermeldung begründet) nicht, sodass ich schon eine weitere Image-kopier-Session vor mir sah, als ich die Festplatte komplett neu partitionierte – und hoffte, dass die sinnlose Partitionierung nicht wiederhergestellt würde.
Weitere 30 Minuten später hatte ich (wieder einmal) eine frische Windows-Installation vor mir – und glücklicherweise nun auch mit den vollen 80 GB in dem erzwungenen FAT32.
Grafikkartentreiber und Treiber für Chipsatz, USB, etc. kamen direkt von Windows bzw. wurden direkt mittels der Recovery-DVD installiert. Was fehlte waren Treiber für Soundchip und LAN-Chip. Die Audiotreiber waren fix installiert:
der AutoRun der DVD bietet ein schick gestaltetes Menü, in dem man dann bis zur Installation der Audiokarte durchnavigieren kann. Statt das von dort dann die Installation des Treibers gestartet werden kann, wird man aber nur freundlich darauf hingewiesen, dass sich der Audiotreiber in
DRIVE:\drv\audio\ befindet. Na super! Das hätte ich auch ohne aufgeblähtes Klickibunti-Programm feststellen können.
Einen Neustart später (was sonst?) funktionierte dann auch der Sound – schön!
Nun die Netzwerkkarte. Ich versuchte es einfach noch einmal und klickte mich im Menü bis zur Installation der Treiber für die Netzwerkkarte durch – und wurde abermals mittels Textmeldung auf ein Verzeichnis verwiesen, in dem es den Treiber gibt. Den auch schnell installiert, neu gestartet und – es geht nicht! Die Netzwerkkarte wurde nicht erkannt! Doch warum nur? Ich installierte den Treiber nochmals und abermals neu, jeweils ohne Fehlermeldung – und hatte nach dem Neustart immer noch keine funktionierende Netzwerkkarte. Ich probierte es nochmals über das „Treiber aktualisieren“ direkt aus dem Gerätemanager – und Windows behauptete, in dem angegebenen Verzeichnis keine Treiber finden zu können.
Nun wollte ich es wissen und schaute mir das Mainboard an – mittels ergooglen der Chipbezeichnung war die Wurzel allen Übels auch schnell gefunden: auf der Recovery-DVD war schlichtweg der falsche Netzwerkkartentreiber untergebracht – und zwar einer für eine Karte eines anderen Herstellers!
Alles was recht ist, aber da wäre mir eine Liste mit verbauten Komponenten und eine ganz prophane Windows XP-CD doch erheblich lieber gewesen.
Dabei fiel mir noch etwas auf zum Thema Benutzerfreundlichkeit:
bei der Installation fiel mir folgendes Bild besonders auf:
Wie wahrscheinlich ist es denn, dass ich eine deutsche Windows-Version mit einer US-Tastatur in Englisch innerhalb von Spanien einsetzen will?
Gerade diejenigen, die nicht so versiert sind, dürften sich bei so einer Stelle doch völlig verwirrt vorkommen.
Der nächste Spaß begnete mir dann, als ich das Windows Update aufrief:
Ganze 70 (!) Updates sollen es sein, die notwendig sind, um das Windows XP SP2 auf den neuesten Stand zu bringen – doch damit nicht genug: nach einem Neustart waren es zwei weitere, und nach einem weiteren Neustart noch einmal drei Updates, die installiert werden sollten.
Warum gibt es hier eigentlich keine Combo-Updater? Ist es denn so schwierig, Fixes zusammenzufassen und diese dann paketweise anzubieten?
Alles in allem war es doch eine sehr frustierende Arbeit und ich finde es traurig, dass mit solch eigentlich banalen Arbeiten so viel Zeit verbracht wird – das kostet ja (z. B. in der Industrie) nicht zuletzt eine Menge Geld – obwohl dem nicht so sein müsste…